Vielfalt entfaltet viel.

Am 20. Januar 2023 war Starnacht im Grünen Salon. Mit zahlreichen Live- und Online-Gästen machten wir eine thematische Werbereise zu Herbert Bayer, einem der ersten internationalen Stars der kreativen Reklameszene. Doch eigentlich ging es um die Begabung zur stilistischen Vielfalt in Abstimmung zur Zielgruppe. Darin war Herbert Bayer Meister, finden wir. Das Besondere an diesem Abend war zudem, dass seine Großnichte Christa Ortner anwesend war! Ihr Großvater war Herbert Bayers Bruder und sie konnte von ihren persönlichen Begegnungen erzählen.

„Die Power von vielfältigem Design“ stand als Motto über dem 32. Grünen Salon, der eine Bayer-Ausstellung im Linzer Lentos zum Anlass nahm. Herbert Bayer kam aus dem Hausruckviertel und wirkte in den 1930ern in Berlin und New York. Er hinterließ Spuren, die wir heute noch sehen können. Nicht nur im Museum, sondern auch in einer qualitätvollen Auffassung von zielgruppenorientiertem Denken und Gestalten.

 

Gestaltung ist das Kleid, in dem die Botschaft daherkommt.

Herbert Bayer war ja einer der vielfältigsten Kreativen, nicht nur in seiner Zeit. Er gestaltete unter anderem Magazine, Plakate, Anzeigen und den berühmten „Goldmanns Weltatlas“. Er war Maler, Bildhauer und Gestalter. Seine Stilistiken, die Vielfalt und Coolness können noch heute Vorbild sein.

Statt Einheitsbrei servierte er Individualität, Internationalität und Ideenfeuerwerke. Seine Gestaltungslösungen für die Bedürfnisse unterschiedlichster Zielgruppen begeistern auch 90 Jahre später noch. Wenn es ein Credo gibt, das zu Bayer passt, dann das: „Gestaltung ist das Kleid, in dem die Botschaft daherkommt.“

Magazinseite / Bayer für Vogue / 1944
Herbert Bayer / Leaning Gate / 1970
Typo / p22 bayer universal / 1926

Welchen Style braucht die Botschaft? Welchen Style braucht die Zielgruppe?

Oder anders gefragt: Wie erreichen wir Aufmerksamkeit? Das ist die Kernfrage, die uns tagtäglich den Treibstoff für unsere Arbeit gibt und uns – mit Verlaub – mit Herbert Bayer verbindet.

Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass Gestaltung für qualitative Aufmerksamkeit eine bedeutende Rolle spielt, also: Wenn der „Style des Kleides“ den Charakter der Botschaft unterstützt, dann macht sich Aufmerksamkeit breit. Damit ist Gestaltung Teil der strategischen Positionierung, oder anders ausgedrückt: Gestaltung ist die Sichtbarmachung der Strategie.

Wir als überzeugte typgerechte Gestalter (siehe Markencode) stellen uns immer die Frage: Welchen Style braucht die Zielgruppe? Weil natürlich auch Gestaltungselemente und Style im Markencode verortet werden können. Das erfordert Vielfalt in der gestalterischen Praxis.

Wir fragen uns auch: Welches Wording braucht die Zielgruppe? Weil Aufmerksamkeit auch über das Wort geschaffen werden kann. Das erfordert Kreativität im Ausdruck.

Ausstellung im Lentos Linz / Herbert & Joella Bayer

Die Power der Vielfalt. Die Ausstellung für unsere Einstellung.

Das Bayer-Archiv des Lentos zählt zu den größten Sammlungen in Europa. Fokus der Ausstellung war: Bayer als erfolgreicher Werbedesigner in Deutschland und den USA.

Aus der Menge der Exponate lässt sich bestens herauslesen, dass Vielfalt eine Power entfaltet, die damals wie heute eine kraftvolle Aufmerksamkeit erzielt.

Herbert Bayer ist ein historisches Genie, das mit seiner Denkweise in die Gegenwart blitzt.

Aber! Er agierte nicht mit beliebiger Vielfalt, quasi als freier Radikaler oder ungebremster Kreativer. Vielmehr gibt es EINE Klammer, die sein vielfältiges Schaffen so charakteristisch macht und eben nicht beliebig.
Diese Klammer, diese gestalterische Qualität fassen wir mit drei zentralen Beobachtungen zusammen:

• Spielerische Kreativität im Einklang mit
• strukturierter Klarheit und dem
• Streben nach einfacher Formensprache

Vorhang auf!

Herbert Bayer / Selbstporträt / 1932
Ausstellungsplakat / 1962
Inserat noreen / 1954
Plakat / IBA Berlin / 1934
Magazin Titel / Frauenzeitschrift / 1934
Schriftentwurf "universal" aus der Bauhaus-Ära 1925-30

Unsere Gestaltungs-Highlights von Herbert Bayer.

Bayer für noreen

„Diese Gestaltungen stammen aus den 1950er-Jahren. noreen ist eine amerikanische Marke für Haarfärbemittel. In heutiger Werbung würden wir für solche Produkte mit ultramikroskopischen Haar-Animationen und Vitamin-Q-10-Komplex-Formeln oder so gelangweilt werden. Ich mag aber das reizvolle Spiel der Farben und Formen in diesen Gestaltungen. Die freigestellte schwarz/weiße Figur in Korrespondenz mit den grafischen Formen, manchmal überlagert, manchmal ineinander verwoben … wie bunte Denkblasen, oder Kommentare. Diese Kombination erwirkt eine starke Aufmerksamkeit durch Dynamik. Bemerkenswert: Dieses Haarfärbemittel kommt ohne der Darstellung von gefärbten Haaren aus!“ Günther Matern

Goldmanns Großer Weltatlas:

„Das Besondere an Goldmanns Großem Weltatlas ist die Verbindung der Landkarten mit den vielseitigen Informationen und den zeichnerischen Darstellungen, die Herbert Bayer schuf und die Kunstwerke sind“
Einführung von Wilhelm Goldmann

Detail aus Goldmanns Weltatlas. Man spürt die gleiche Formensprache. Links: Öl auf Leinwand, 1951. Rechts: Grafik Design, 1955

Anzeigenserie aus den 1940er-Jahren

„Eine plakative ideenbasierte Gestaltungslinie, die ich sehr mag. Inhaltlich geht es um die Wiederverwendung von Altpapier und das Sammeln für die Container Corporation of America. „Destiny of an old Directory“ bedeutet das Schicksal eines alten Telefonbuches. Es verwandelt sich auch grafisch von einem Haufen Papier in eine neue Kartonbox. In der clean konstruierten Darstellung der Box rechts unten findet man die prägende Bauhaus-Zeit von Herbert Bayer wieder. Doch die Zukunft des Würfels klingt schon in der Altpapierdarstellung an. Eine Ähnliche Verwobenheit von gestalterischer Unterstützung einer Botschaft wählte Bayer beim Motiv „Das hässliche Entlein im Büro“, das sich zum schönen Schwan entpuppt. Herbert Bayer wurde einmal als „the practical Bauhausler“ bezeichnet. Also als der, der die Kompositionsforschungen der Bauhaus-Schule in die praktische Anwendung weiterentwickelte. An diesen Anzeigen ist das nachvollziehbar“ Günther Matern

Der Schwenk in die Gegenwart.

Und gleich aktuell die Frage: Hat Herbert Bayer mit einem Typenmodell wie dem Markencode gearbeitet? Die Antwort: Intuitiv ja! Denn man kann festhalten, dass er den Kernsatz der typgerechten Kommunikation sehr beherzigte: „Sprich die Sprache der Menschen, die du erreichen möchtest, damit sie eine höhere Chance haben, deine Botschaften interessant zu finden und zu verstehen.“

Verorten wir seine spielerische Kreativität, seine strukturierte Klarheit und das Streben nach einfacher Formensprache, dann kommt sein Archetyp zum Vorschein: Magier (mit Rot).

Mit dem Leitmotiv „Ich entdecke und erkläre Neues“ deckt der Magier Herbert Bayer ein breites Spektrum ab, das den einen Schluss zulässt:
Vielfalt hat Power.

Herbert Bayer, 1957

Herbert Bayer (1900 – 1985) gilt als Inbegriff des modernen, universellen Künstlertyps. Seine Karriere führte ihn von Linz über Deutschland in die USA, wo er seine Arbeit nach Bauhaus-Manier mit internationalen Konzernen, Museen oder dem Tourismus fortsetzte. Als Architekt, Designer, Maler, Bildhauer und Landschaftsgestalter prägte er u. a. das Ortsbild von Aspen, wo heuer das Resnick Center for Herbert Bayer Studies eröffnet wurde. (Quelle: Lentos Kunstmuseum Linz/lentos.at).

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