Das Intro.

Aufmerksamkeit in Räumlichkeiten zu erzeugen, bedarf guter Ideen, interessanter Elemente und überraschender Impulse. Zumal, wenn es nicht nur um klassisches Shop-Design geht, sondern um das Bibelzentrum in Wien. Hier braucht es ganz besonders den Mut und die Lust aller Beteiligten, den Raum ganz einfach neu zu denken, neu zu beleben und neu erlebbar zu machen. Dann gewinnt man damit sogar einen sehr erfreulichen Silber-Caesar beim OÖ Werbepreis 2022 in der Kategorie Messe- und Ausstellungsgestaltung.

Wie bekommt man Präsentationsflächen in einem Raum, der keine hat? Wie nutzt man eine Glasfront bestmöglich? Wie bespielt man eine lange Wand informativ, vor der eine bewegliche Bibliothek weiterhin frei auf Schienen gleiten sollte? Wo platziert man Interaktion? Wie zeigt man Vielfalt? Wie und wo überrascht man im Themenkomplex Bibel? Viele Fragen, eine Erkenntnis:

Eine wesentliche Kreativleistung der Ausstellungsgestaltung war also das Erfinden und Bespielen von Flächen.

Die Grundidee ist, das Außen mit dem Innen zu verbinden. Speziell bei einem gesellschaftlich so ambivalent besetzten Thema, wie einer Bibelausstellung.

Das heißt: Bei vermeintlich unbedarften Passant:innen soll alltagstaugliche Neugierde geweckt werden. „Garniert“ mit wissenswerten Überraschungen, gehaltvollen Aha-Effekten und sehr viel Nähe zur weiten Welt des Buches der Bücher.

Neugier wecken durch alte Weisheiten und die unbedachten Schritte im Alltag durch öffnende Einblicke in den Raum beleben. Wer wird z. B. nicht überrascht durch die Tatsache, dass „unser“ so oft verwendetes „Tohuwabohu“ aus der tausende Jahre alten hebräischen Bibel stammt? Mit alltäglichen Redewendungen biblischen Ursprungs senden wir also erste Impulse an die Menschen draußen auf der Straße. Gedankenblitze, Kreationen und Interessantes im Augenwinkel – all das findet im Inneren seine Auflösung.

Wichtig ist eine möglichst niederschwellige Ansprache, eine Einladung quasi für alle, im Inneren einzutauchen, die Neugier mit Wissen zu belohnen – auch ohne eine „Führung“. (Die jedoch werden auch zahlreich für Gruppen angeboten – Vereine, Schulklassen, Studenten etc.)

„Die Zeit während der COV-Lockdowns haben wir genutzt, um einerseits viele digitale Angebote zu erarbeiten. Andererseits haben wir das Bibelzentrum nach 65.000 Besuchern in 15 Jahren gründlich renoviert. Wir haben eine neue Dauerausstellung rund um die historische Bibelsammlung installiert und die zu uns gekommene Gutenberg-Druckerpresse integriert“, umreißt die Geschäftsführerin Dr. Jutta Henner den Aktionsplan und die Arbeiten.

Die intensive, so fundierte und professionelle Zusammenarbeit mit Dr. Jutta Henner und dem gesamten Team des Bibelzentrums brachte entscheidende Impulse und Hintergrundinformationen. Sie alle flossen in die kreative Neugestaltung ein – bereichernd, spannend und wirksam. Derart gebrieft kommen die treibenden Konzeptionen und Gestaltungsideen ins Spiel.

Die Konzeption ist klar:

• Erfinden von Präsentationsflächen: Was kann wo wie wirken?
• Inhaltliche Gliederung: Außen Neugier alltagsbezogen, innen das Wissen themenbezogen. Was spricht wen wie an?
• Gestaltung der Flächen: Infodesign, Typo und Bildsprache.
• Formen der Wahrnehmung: gelesene Information, interaktive Auseinandersetzung, Objekte. Wie gelingt ein guter Mix?

Das Ergebnis der Arbeit überzeugte nicht nur Auftraggeber und die Besucher, sondern erhielt beim OÖ Werbepreis 2022 den Silber-Caesar in der Kategorie Messe- und Ausstellungsgestaltung.

Mit einem herzlichen Dankeschön an alle sollen die Worte aus der Beschreibung für die Jury hier den Abschluss bilden:

„Das Paradoxon ‚ausführliche Ausstellung bei architekturbedingtem Fehlen von Gestaltungsflächen‘ konnte durch vielfältige Flächennutzungsideen inspirierend aufgelöst werden. Zudem nutzt das Konzept die straßenseitige Glasfront als Teil der Ausstellung. Die klare inhaltliche Konzeptionierung von leicht erfassbaren Inhalten für Passanten an der Straßenseite und vertiefenden Informationen im Innenraum sowie die Einbindung des verschiebbaren Bibliotheksblocks, der weitere Wandflächen freigibt, geht über eine klassische Ausstellungsgestaltung weit hinaus. Das alles mit stylischer Gestaltung von philosophischen, historischen, nicht- mainstream Themen.“